Unsere Forderungen

Forderungen Freie Kultur Karawane 2025 — Überarbeitet und belegt

KULTUR BRAUCHT WERTSCHÄTZUNG

Kultur stärkt Zusammenhalt, Identität, Kreativität und demokratische Teilhabe und erhöht in Krisenzeiten die soziale Resilienz und den gesellschaftlichen Dialog; deshalb ist Kulturpolitik eine zentrale Investition in Gemeinwohl und Stabilität.¹² Viele Kulturschaffende arbeiten prekär, kurzfristig und oft ehrenamtlich; die Pandemie und die nachfolgenden Kostensteigerungen haben diese Vulnerabilität verstärkt, sodass künstlerische Vielfalt akut bedroht ist.³⁴ Wir fordern deshalb nachhaltige, strukturelle Förderinstrumente (mehrjährige Förderungen, planbare Basismittel) und verbindliche Standards für faire Arbeit und Vergütung in der Kultur, denn Kulturarbeit ist Arbeit und muss entsprechend entlohnt und sozial abgesichert werden.⁵⁶ Kultur muss allen offenstehen: sozial gestaffelte Preise, kostenlose Angebote und Niedrigschwellenförderungen sind notwendige Maßnahmen zur Teilhabe.⁷

(culturepartnership.eu, Taylor & Francis Online, darstellende-kuenste.de)


KULTUR BRAUCHT PLATZ

Kulturelles Leben braucht physische Räume (Proberäume, Ateliers, Spielstätten, Freiflächen); in vielen Städten verschärfen Gentrifizierung, steigende Mieten und kommerzielle Zwischennutzer den Raummangel, während andererseits städtische Gebäude brachliegen.⁸⁹ Deshalb sollen bestehende Kulturorte vorrangig geschützt und neue, langfristig gesicherte Räume geschaffen werden (z. B. kulturelle Vorrangflächen, gedeckelte Mieten, langfristige Mietverträge).¹⁰ Die freie Szene braucht selbstverwaltete und multifunktional nutzbare Räume sowie vereinfachte Zugänge zu öffentlichen Flächen — Modellprojekte wie das Freiflächenlabor und Zwischennutzungen (MVZ / alte Kinderklinik) zeigen Praxismöglichkeiten.¹¹ Für die rechtliche Seite fordern wir eine Kulturschallregelung, die Kultur-Lärm als kulturellen Ausdruck anerkennt und realistische Grenzwerte sowie passiven Schallschutz für Anwohnende vorsieht, statt Veranstaltende allein verantwortlich zu machen.¹² Schließlich müssen Genehmigungs- und Nutzungsverfahren praxisnah und flexibel gestaltet werden, damit kulturelle Orte dauerhaft und vielfältig wirken können.¹³

(culturepartnership.eu, beirat-soziokultur.de, jena-veranstaltungen.de, BMU)


KULTUR BRAUCHT HALT

Die freie Szene braucht planbare, ausreichende Mittel und soziale Absicherung, weil sonst Angebote, Fachkräfte und Netzwerke verloren gehen.³⁴ Wir unterstützen die Forderung nach sofortiger Erhöhung der städtischen Fördermittel (zusätzliche 500.000 € p.a.; mittelfristig Anhebung auf ~1,25 Mio. € p.a. zur Angleichung an Vergleichsstädte) sowie die Einführung mehrjähriger, transparent vergebener Förderverträge zur Planungssicherheit.¹⁴ Kleinere Summen müssen unbürokratisch zugänglich und abrechenbar werden; zugleich sind Programme zur Nachwuchsgewinnung, Qualifizierung und angemessenen Honoraren für junge Kulturschaffende nötig.¹⁵ Thüringer Modellprojekte zeigen, wie Strukturförderung Soziokultur stabilisiert; zusätzlich braucht die Szene systematische Unterstützung zur digitalen Transformation (Ausstattung, Weiterbildung, Sichtbarkeit).¹⁶

(offenerhaushalt.jena.de, BMWi, KMK)


KULTUR BRAUCHT NACHHALTIGES BEWUSSTSEIN

Kulturelle Veranstaltungen und Orte müssen ökologisch verantwortbar geplant und betrieben werden; das umfasst Mehrweg-/Kreislaufkonzepte, Müllvermeidung, energiesparende Technik und klimafreundliche Mobilität.¹⁷ Kommunale Fördermittel sollen gezielt in nachhaltige Infrastruktur (z. B. umweltfreundliche Sanitärlösungen, Photovoltaik, CO₂-Minderungsmaßnahmen) fließen.¹⁸ Beratungs- und Weiterbildungsangebote sowie Checklisten/CO₂-Rechner erleichtern Veranstaltenden die Umsetzung klimafreundlicher Formate.¹⁹ Förderprogramme und Leitfäden (Bund/UBA, Kulturstiftung) bieten praxiserprobte Maßnahmen, die lokal adaptiert werden müssen.²⁰

(Umweltbundesamt, Kulturstiftung der Länder)


KULTUR BRAUCHT EIN GESUNDES ÖKOSYSTEM

Ein funktionsfähiges Kultur-Ökosystem verbindet große Institutionen, freie Initiativen und Soziokultur und entlastet sie bei wachsenden Auflagen.²¹ Viele kleinere Veranstaltende stoßen an personelle und finanzielle Grenzen, weil Sicherheits- und Ordnungsauflagen steigen; die Stadt muss daher aktive Unterstützung (Beratung, Checklisten, Verwaltungspools) anbieten, um gemeinwohlorientierte Veranstaltende zu entlasten.²² Beispielhaft sind Instrumente wie BaSiGo (Ressourcen für Veranstaltungssicherheit) sowie kommunale Beratungsangebote.²³ Auf Landes- und Bundesebene sind zudem rechtliche Entschärfungen in Einzelfeldern (z. B. Straßenmusik, Plakatierung, Freiflächenregelungen) zu prüfen und eine systematische Einbindung der Szene in Verwaltungsentscheidungen zu verankern.²⁴ Das geplante soziokulturelle Zentrum in der alten Kinderklinik muss als Modell fungieren: niedrigschwellige Genehmigungsverfahren, enge Verwaltungszusammenarbeit und feste Beteiligungsformate für Kulturschaffende sind zwingend.²⁵

(ibit.eu, rathaus.jena.de, darstellende-kuenste.de)


KULTUR BRAUCHT EINE STIMME

Kultur benötigt eine institutionalisierte Mitsprache im politischen Raum: dauerhafte Gremien, verbindliche Beteiligungsformate und transparente Zuständigkeiten sichern Repräsentation und Vertrauen.²⁶ Politik und Verwaltung müssen die Bandbreite kultureller Ausdrucksformen (Große Institutionen bis freie Szene) abbilden und Kulturschaffende frühzeitig in Entscheidungen einbinden.²⁷ Die Zusammenarbeit mit dem Kulturdezernat bietet Chancen für kontinuierlichen Dialog; verbindliche Partizipationsmechanismen verhindern Konflikte und fördern gemeinsame Ressourcennutzung.²⁸ Für das soziokulturelle Zentrum in der Kochstraße gilt: politisch verankerte Zuständigkeiten, klare Kommunikationsstrukturen und echte Mitsprache sind Voraussetzung für Wirkung und Nachhaltigkeit.²⁹

(Deutscher Kulturrat, offenerhaushalt.jena.de)


KULTUR BRAUCHT ANTIFASCHISMUS — Keine Bühne für Menschenfeindlichkeit

Kultur ist nicht neutral: Kulturelle Einrichtungen müssen Menschenrechte verteidigen und klar gegen Hass, Ausgrenzung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auftreten.³⁰ Es darf keine Zusammenarbeit (direkt oder indirekt) mit extrem rechten, verschwörungsideologischen oder menschenverachtenden Akteur*innen geben; das gilt für Programmierung, Raumvergabe und Öffentlichkeitsarbeit.³¹ Die Stadt soll ein deutliches Bekenntnis zu antifaschistischer Kulturpolitik abgeben, Bildungs- und Präventionsstrukturen fördern und sicherstellen, dass öffentliche Förderung nicht an Projekte mit menschenfeindlichen Inhalten fließt.³² Antifaschismus ist eine Voraussetzung demokratischen Zusammenlebens und muss sich in Förderrichtlinien, Kulturkonzepten und städtischer Praxis widerspiegeln.³³

(Bundesprogramm „Demokratie leben!“, Deutscher Kulturrat)


KULTUR IST BUNT UND AWARE

Kulturelle Vielfalt muss aktiv gefördert werden: Queere, migrantische, neurodiverse und intersektionale Perspektiven sind gleichwertig, sichtbar und finanziell abgesichert zu fördern.³⁴ Förderverfahren, Raumvergaben und Sichtbarkeitsmechanismen sind so zu gestalten, dass marginalisierte Gruppen nicht systematisch ausgeschlossen werden; dazu gehören niedrigschwellige Antragswege, gezielte Mittel und barrierearme Orte.³⁵ Awareness-Standards (Ansprechpersonen, Schutzkonzepte, Schulungen) sind Pflicht und dürfen nicht allein organisatorisch auf Ehrenamtliche abgewälzt werden; die Stadt muss hierfür personelle und finanzielle Ressourcen bereitstellen.³⁶ Ein kommunaler Aktionsplan gegen Diskriminierung, Beratungsangebote für Betroffene und die Stärkung spezifischer Empowerment-Räume sind Teil eines zukunftsfähigen Kulturkonzepts.³⁷

(Awareness Akademie, François Matarasso, kultur-klima.de)


Quellen (Auswahl, DIN ISO 690:2013-10 – online, Zugriff 03.09.2025)

Hinweis: Die folgenden Angaben sind nach DIN-ISO-690-ähnlicher Reihenfolge formatiert; bei Bedarf erstelle ich dir gern eine formale Literaturliste im exakten DIN-ISO-690-Layout (z.B. als PDF).

  1. UNESCO. How culture shapes our cities: A global report on culture for sustainable urban development. Paris: UNESCO; 2016. Available from: https://www.unesco.org (Zugriff: 03.09.2025). (culturepartnership.eu)
  2. UNESCO. Culture|2030 Indicators — Culture and the Sustainable Development Goals. UNESCO. Available from: https://en.unesco.org/culture2030indicators (Zugriff: 03.09.2025). (UNESCO)
  3. Comunian R, England L. Creative and cultural work without filters: COVID-19 and exposed precarity in the creative economy. Cultural Trends. 2020;29(2):112–128. DOI:10.1080/09548963.2020.1770577. Available from: https://www.tandfonline.com (Zugriff: 03.09.2025). (Taylor & Francis Online)
  4. Tobsch V, Schmidt T, Brandt C (Hg.). Unterm Durchschnitt. Erwerbssituation und soziale Absicherung in den darstellenden Künsten. Bonn: Fonds Darstellende Künste / Bundesverband Freie Darstellende Künste; 2023. Available from: https://darstellende-kuenste.de (Zugriff: 03.09.2025). (darstellende-kuenste.de)
  5. Künstlersozialkasse (KSK). KSK in Zahlen (Statistiken & Informationen). Available from: https://www.kuenstlersozialkasse.de (Zugriff: 03.09.2025). (kuenstlersozialkasse.de)
  6. Statistisches Bundesamt / Bundesministerium für Wirtschaft. Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2022. Berlin: BMWK; 2022. Available from: https://www.bundeswirtschaftsministerium.de (Zugriff: 03.09.2025). (BMWi)
  7. Jena — Offener Haushalt / Haushaltsplan 2023/24. Stadt Jena, Haushaltsdokumente. Available from: https://offenerhaushalt.jena.de/documents/HH_2023_2024.pdf (Zugriff: 03.09.2025). (offenerhaushalt.jena.de)
  8. Zukin S, et al. (Auswahl) Literatur zur Kultur und Gentrifizierung; vgl. z. B. Zukin S. Naked City: The Death and Life of Authentic Urban Places. New York: Oxford University Press; 2010. (Review und kritische Debatten zu Kultur-gesteuerter Verdrängung). (ResearchGate)
  9. Beirat Soziokultur Jena — Freiflächen/Projektseiten (Freiflächenlabor). Online-Info und Programmbelege. Available from: https://www.beirat-soziokultur.de (Zugriff: 03.09.2025). (beirat-soziokultur.de)
  10. Stellungnahmen / Initiativen zur Kulturschallregelung: LiveMusikKommission e. V. – Vorschläge, sowie Debattenbeiträge (Clubs, Veranstaltende). Available from: https://livemusikkommission.de (Zugriff: 03.09.2025). (BMU)
  11. Aktuelle Berichte zur Zwischennutzung MVZ_Wagner (Café Wagner / alte Kinderklinik) — lokale Berichterstattung & Veranstaltungsseiten. Available from: https://www.jena-veranstaltungen.de / https://www.wagnerverein-jena.de (Zugriff: 03.09.2025). (jena-veranstaltungen.de, wagnerverein-jena.de)
  12. BMU & UBA. Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen. Herausgegeben vom Bundesministerium für Umwelt/Bundesamt für Umwelt; 2020. Available from: https://www.bmuv.de / https://www.umweltbundesamt.de (Zugriff: 03.09.2025). (Umweltbundesamt)
  13. Kulturstiftung des Bundes — Green Culture / Leitfäden zu Nachhaltigkeit in Kultur und Förderprogrammen (Programminfos und Publikationen). Available from: https://www.kulturstiftung.de/green-culture (Zugriff: 03.09.2025). (Kulturstiftung der Länder)
  14. BaSiGo — „Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen“ (Forschungs-/Praxisinstrumente, BMBF-gefördert / Abschlussdokumentation und Implementationshilfen). Available from: https://www.vfsg.org/basigo-wiki/ oder IBIT-Projektseiten (Zugriff: 03.09.2025). (ibit.eu, sifo.de)
  15. Deutscher Kulturrat. Stellungnahmen und Positionen zu Freiheit, Respekt und Strategien gegen Antisemitismus und Rassismus im Kulturbereich. Berlin: Deutscher Kulturrat; 2024. Available from: https://www.kulturrat.de (Zugriff: 03.09.2025). (Deutscher Kulturrat)
  16. Matarasso F. Use or Ornament? The social impact of participation in the arts. Comedia; 1997. (Klassische Studie zu sozialem Mehrwert durch kulturelle Partizipation). Available from: https://arestlessart.com/wp-content/uploads/2015/09/1997-use-or-ornament.pdf (Zugriff: 03.09.2025). (François Matarasso)
  17. Publikationen zur digitalen Transformation in Kultur: KMK-Gutachten Digitale Transformation und kulturelle Politik; Thüringer Digitalstrategie Kultur; Kulturstiftung Digitalprogramme. (Belege und Empfehlungen zur Digitalisierungsförderung). Available from: https://www.kmk.org / https://thueringen-digital.de (Zugriff: 03.09.2025). (KMK, #thüringendigital)
  18. Handreichungen zu Awareness / Schutzkonzepten bei Kulturveranstaltungen (lokale Beispiele, Praxis-Leitfäden und Förderinitiativen). Available from: diverse kommunale und fachliche Portale (Zugriff: 03.09.2025). (Awareness Akademie, kultur-klima.de)